Orientierungsstufe

Die Orientierungsstufe bildet den Übergang zwischen der Grundschule und den zunehmend differenzierten Lerngruppen der Mittel- und Oberstufe. Gestützt durch die Sicherheit der Klassengemeinschaft können die Kinder erproben, welche Schullaufbahn am besten zu ihnen passt. Dabei lernen sie neue Arbeitstechniken und Unterrichtsformen kennen, ein Rüstzeug, welches ihnen unabhängig von der Wahl der Schulform eine Basis für selbstständiges Arbeiten vermittelt. Gerade in der Orientierungsstufe fühlen wir uns dem ganzheitlichen pädagogischen Ansatz verpflichtet und tragen Sorge dafür, dass neben die reine Wissensvermittlung das Erkennen gemeinschaftsorientierter Werte und das Erwerben sozialer Fertigkeiten treten.
Durchlässigkeit der Schulformen
 
Die Orientierungsstufe wird gebildet aus 2 Mittelschulklassen und 6 Gymnasialklassen des 5. und 6. Jahrgangs. Das Konzept sieht als einen Schwerpunkt die Durchlässigkeit zwischen den unterschiedlichen Schulformen vor. Die Laufbahnbetreuung und Beratung von Schülern und Eltern hinsichtlich der optimalen Förderung des Kindes ist Aufgabe dieser Stufe.
 
Teamgedanke
 
Dieser Zielsetzung entsprechend unterrichten die Lehrerinnen und Lehrer in den Klassen 5 und 6 jeweils in zwei Parallelklassen (Gymnasium und Mittelschule).
 
Klassenübergreifende Projekte

Zahlreiche Themen schaffen darüber hinaus klassenübergreifende Berührungspunkte zwischen beiden Schulformen, dort lernen sich die Kinder und das Lehrerteam genauer kennen. Gemeinsame Veranstaltungen in der Orientierungsstufe sind z.B. der Märchenabend der 5. Klassen, die Lesenacht der 6. Klassen, Vorstellungen von Freiarbeitsprojekten in der Aula, Theaterbesuche, Buchmesse, Hausaufgabenbetreuung und der Schulclub.

Soziales Lernen

Zu Beginn der 5. Klasse kommen die Kinder aus unterschiedlichen Schulen. Sie sollen zu neuen Lerngruppen zusammenwachsen, wobei die sozialen Lernziele eine wesentliche Bedeutung haben. Der Einstieg wird begleitet durch das Projekt „Reden und Hören“. Es soll die Klassengemeinschaft, das Lernklima, die Atmosphäre während der Freiarbeit und die Entfaltungsmöglichkeiten der einzelnen Schüler fördern und wird zusammen mit dem Sozialarbeiter in den Klassen durchgeführt. Hilfreich sind hierbei auch die Erfahrungen mehrerer Lehrerinnen und Lehrer mit dem Programm „Erwachsen werden“ zur Stärkung der Ich-Persönlichkeit. Ein gutes Klassenklima ist die Voraussetzung dafür, dass Kinder sinnvoll lernen, dazu gehören auch Kommunikation, Kooperation und ein gutes Miteinander. Eine Stunde pro Woche dient als Klassenstundedazu, allgemeine, die Klasse betreffende Fragen zu besprechen. Dabei werden gruppendynamische Prozesse reflektiert und soziale Lernprozesse unterstützt.

Freiarbeit

Aus der reformpädagogischen Diskussion der 20er Jahre stammt die Lernmethode der Freiarbeit. Traditionell erscheint Schule als relativ geschlossenes System, in dem Kindern ein vorgegebener Stoffkanon vermittelt wird. „Ohne das eigene Erleben neugierig fragender und zurückhaltend stiller, wissender und unwissender, konzentriert lernender und scheinbar unkonzentriert träumender Kinder in der Schule, ohne diese individuelle Vielfalt und ihren Anspruch auf Förderung hätte sich nie die Frage gestellt, wie Unterricht zu gestalten ist, der aus dieser Spannung einen Lehr- und Lernprozess entstehen lässt (Gerve 1998). Die Öffnung des Unterrichts hin zu mehr Berücksichtigung der persönlichen Interessen und Fähigkeiten der Kinder in der Freiarbeit ist sinnvoll, zumal die zu vermittelnden Schlüsselqualifikationen wie selbstständiges Arbeiten, Verantwortungsbereitschaft und Teamfähigkeit immer wichtiger werden. Die Kinder wählen innerhalb einer bestimmten Unterrichtszeit aus einem Angebot an Lern- und Übungsaufgaben aus verschiedenen Lernbereichen, was sie bearbeiten wollen. „Frei“ bedeutet, dass die Kinder weitgehend entscheiden, woran (Inhalt), womit (Material), wo (Ort), mit wem (Partner) und wie lange (Zeit) sie arbeiten wollen. „Arbeit“ heißt, es wird gezielt gelernt. Die Kinder kontrollieren und dokumentieren ihre Arbeitsergebnisse weitgehend selbst oder gegenseitig. Die zunehmend selbstständige Arbeit der Kinder gibt dem Lehrer Raum und Zeit für individuelle Beratung und Betreuung.

Eine entsprechend den Zielen unserer Schule modifizierte Form der Freiarbeit gehört seit dem Schuljahr 1996/97 zum Konzept der Orientierungsstufe und ergänzt den „normalen“ Fachunterricht. Sie bietet den Kindern Gelegenheit, entsprechend der persönlichen Arbeitsleistung, d.h. binnendifferenziert und intensiv zu lernen. Unterstützend und motivierend wirken dabei die beiden Freiarbeitsräume, die gezielt für die Unterrichtsform gestaltet wurden. Innerhalb der zwei Jahre wechseln sich Arbeitsphasen mit Arbeitsblättern und Projektlernen ab. Die Entwicklung eines modifizierten Curriculums berücksichtigt einen festetablierten Kanon fächerübergreifender Projekte im Rahmen der Freiarbeit. In Freiarbeit werden keine Noten gegeben. Die Resultate fließen mittelbar in den Fachunterricht ein. Auf dem Versetzungszeugnis erscheint ein Vermerk zum Lernfortschritt im Fach Freiarbeit.

Methodentage

Neben den jeweiligen Fachinhalten möchten die Lehrerinnen und Lehrer des Evangelischen Schulzentrums die Kinder in besonderer Weise darin unterstützen, sich Lern- und Arbeitstechniken anzueignen, die auf Dauer einen schulischen Erfolg erleichtern. An vier besonderen Lerntagen im Jahr wird der Fachunterricht aufgehoben und die Lerntechnik zum Thema gemacht. Themen in den Jahrgangsstufen 5 und 6 sind u.a. Umgang mit Texten: Verstehen von Aufgabenstellungen; Ordnung im HA-Heft, im Hefter, am Arbeitsplatz; Zeiteinteilung bei Hausaufgaben und der Vorbereitung von Klassenarbeiten, Konzentration, Selbstmotivation; Gruppenarbeit: Zeitplanung, Sozialkompetenz, Gesprächsführung; Vorbereiten und Halten eines Kurzvortrages.

NaUnt

Der „Naturwissenschaftliche Unterricht“ ist ein Unterrichtsfach in der Orientierungsstufe, das in den Klassen 5 und 6 jeweils dreistündig unterrichtet wird und auf der Grundlage eines hausinternen Lehrplans Inhalte der Fächer Biologie, Physik und Chemie vereint mit dem Ziel, einen ganzheitlichen Blick für Naturwissenschaften zu vermitteln. Ausgehend von den Schülerfragen, die sich keineswegs in Kategorien wie Biologie, Physik oder Chemie unterteilen lassen, geht NaUnt vom phänomenologischen Ansatz her auf die Fähigkeiten und Fertigkeiten, Bedürfnisse, Neigungen und Interessen der Schüler ein und will Schüler befähigen, ihr Wissen beim eigenständigen Lösen praktischer Probleme konstruktiv-schöpferisch anzuwenden. Im Rahmen einer ganzheitlichen Erziehung sollen dabei neben der Ausprägung naturwissenschaftlicher Arbeitstechniken insbesondere vernetztes Denken und soziale Kompetenz gefördert werden.